Chorgeschichte
Singen macht Freu(n)deGeschichte des Vereins
Im April 1893 beschlossen auf Initiative des Kantors Otto Naumann vier Weinböhlaer Männer die Gründung des Männer-Gesang-Verein Weinböhla. Am 23.6.1893 wurde der Verein gegründet.
Im Oktober fand das erste Konzert im „Oberen Gasthof“ in Weinböhla statt, brachte Erfolg und zahlreiche passive Mitglieder. Im Dezember 1894 veranstaltete der Verein das erste Wohltätigkeitskonzert zugunsten bedürftiger Einwohner von Weinböhla.
Von 1895 bis 1914 wurden außer dem deutschen Volksliedgut Singspiele und Operetten aufgeführt, oft unter Mitwirkung von Solisten und Tänzern.
1897 erfolgte die Aufnahme in den Sängerbund des Meißner Landes, 1911 der Wechsel zum Elbgausängerbund. Der Verein beteiligte sich an allen Bundesfesten, am Deutschen Sängerfest in Graz und am Bundessängertreffen in Breslau. 1909 richtete der Verein das 19. Bundesfest des Sängerbundes in Weinböhla aus. Dafür wurde eigens eine Festhalle für 3 000 Personen errichtet. Hierbei fand die Weihe der Vereinsfahne statt, auf die die Vereinsmitglieder 12 Jahr lang gespart hatten. Der Entwurf stammte vom ehemaligen Vereinsmitglied Adolph (Elfenbeinbildhauer) und die doppelseitig bestickte Fahne kostete 1 000 Mark.
Im I. Weltkrieg galten die Konzerte vorwiegend der Wohltätigkeit und manches wurde nur mit einem Doppelquartett bewerkstelligt. Das 25-jährige Jubiläum des Männer-Gesang-Verein Weinböhla wurde kriegsbedingt ein Jahr später, 1919 gefeiert. Anfang der 20-er Jahre stiegen die Mitgliederzahlen wieder an und der Zentralgasthof wurde Vereinslokal. In diesem wurde 1927 der 59. Sängertag des Elbgausängerbundes abgehalten. Der 1939 gegründete Frauenchor fand sich nach dem II. Weltkrieg mit dem Männerchor zu Konzerten zusammen. 1946 erfolgte dann die Neukonstituierung als gemischter Chor, dem Volkschor Weinböhla.
1953 bestand der Chor aus 142 Aktiven. Mit Frauen- und Männerchören, gemischten Chören und einem Doppelquartett waren abwechslungsreich gestaltete Programme möglich. Volkslieder bestimmten das Repertoire, aber auch Kunstlieder und Operettenmelodien erklangen.
1952 rief der Gründer des Frauenchores der Nachbargemeinde Niederau, Bernhard Martin, das Pfingstsingen auf dem Gellertberg Oberau ins Leben. Der Weinböhlaer Chor war von Anfang an dabei und seitdem ist das Freiluft- Pfingstsonntag- Morgenkonzert fester Bestandteil und jährlicher Höhepunkt der Chorarbeit.
In den 60-er und 70-er Jahren beteiligte sich der Weinböhlaer Volkschor regelmäßig an Sängertreffen, wobei die Teilnahme am Bundessängerfest 1956 in Stuttgart allen Teilnehmern in besonderer Erinnerung geblieben ist. Trotz aller Bemühungen um ein bewegtes Vereinsleben mit Konzerten, Vergnügungen und Ausflügen mit den ganzen Sängerfamilien sanken die Mitgliederzahlen.
Die aus dem gleichen Grund Ende der 60-er Jahre erfolgte Auflösung des Coswiger Beethoven-Chores brachte dem Weinböhlaer Chor nicht nur den Dozenten der Dresdner Musikhochschule Hans-Trudo Röhr als Chorleiter, sondern neue Mitglieder.
Bei der Teilnahme an Kreissängertreffen und Leistungsvergleichen erreichte der Chor die Prädikate „Mittelstufe gut“ bzw. „Mittelstufe sehr gut“. Das deutsche Volksliedgut sowie internationale Volkslieder, in der Regel im vierstimmigen Satz, bildeten weiterhin das Repertoire.
Im April 1980 wurde in Coswig unter der Leitung von Jochen Sommerer aus Weinböhla ein neuer Chor gegründet. 25 bis 30 Sängerinnen und Sänger bildeten den Volkschor Coswig. 1981 beteiligte sich dieser Chor, der vor allem aus „Coswiger Neubürgern“ bestand, erstmalig am Pfingstsingen.
Aus den gemeinsamen Proben der beteiligten Chöre für das Pfingstsingen entwickelte sich ab 1983 mit monatlich einer gemeinsamen Probe eine gute Zusammenarbeit der Volkschöre Weinböhla und Coswig. Das 90. Jubiläum des Volkschores Weinböhla wurde 1983 mit den Volkschören Niederau und Coswig gemeinsam im Traditionslokal „Oberer Gasthof“ gefeiert.
Jochen Sommerer hatte inzwischen die Leitung beider Chöre übernommen, in Coswig bestanden diverse Probleme mit dem Probenraum, so dass der Coswiger Chor zum Proben mit ins Weinböhlaer Rathaus einzog, wo dankenswerter Weise auch heute noch regelmäßig, problemlos und kostenfrei geprobt werden kann.
Die Vorstände erweiterten die Zusammenarbeit beider Chöre in kleinen Schritten, so dass die Chöre zwar bereits 1984 die Chorgemeinschaft Coswig/Weinböhla gründeten, aber weiterhin mit eigenen Vorständen. Seit September 1987 wurden Proben und Konzerte ausschließlich gemeinsam veranstaltet. Erst 1988 erfolgte dann der organisatorische Zusammenschluss mit einem gemeinsamen Vorstand.
1989 führte Dieter Rühle die Chorgemeinschaft weiter. Selbst Komponist, pflegte er weiterhin das Repertoire des Chores, komponierte und schrieb neue Lieder, setzte Volkslieder für uns neu im 3- und 4-stimmigen Satz.
In dieser Zeit war das Pfingstsingen weiterhin jährlicher Höhepunkt, ebenso die Teilnahme an Sängertreffen des Kreises Meißen mit und ohne Einstufungen, organisiert vom Kreiskulturzentrum Meißen. Außerdem wurde zu gesellschaftlichen Anlässen wie Jugendweihen, Weihnachtsfeiern in Betrieben, bei Rentnerveranstaltungen, in Krankenhäusern usw. gesungen.
Am 29.6.1990 erfolgte nach Vorstandswahl und Verabschiedung der Satzung der Eintrag ins Vereinsregister am Kreisgericht Meißen unter dem Namen:
Chorgemeinschaft Coswig/Weinböhla e.V..
1990 ergab sich aus der Städtepartnerschaft Ravensburg – Coswig eine freundschaftliche Beziehung zum Harmonika-Orchester „Bruno Groß“ Ravensburg. Seit unserem ersten Besuch in Ravensburg 1991 besteht eine großartige Partnerschaft mit regelmäßig beiderseitigen Besuchen und gemeinsamen Konzerten.
Das 100-jährige Bestehen des Weinböhlaer Chores wurde 1993 zum Motto des alljährlichen Volksfestes in Weinböhla. Mit zwei großen Konzerten, dem Pfingstkonzert und einem Festkonzert in der Weinböhlaer Kirche, wurde das Jubiläum festlich begangen.
Als sich 1995 der Niederauer Volkschor wegen Mitgliedermangel auflösen musste, übernahm die Chorgemeinschaft Coswig/Weinböhla e.V. die Organisation und Trägerschaft für das Pfingstsingen, um die über 40-jährige Tradition zu erhalten. Das Pfingstsingen ist für die Sängerinnen und Sänger sowie für durchschnittlich 1.000 Besucher seit 1952 das Pfingstfest an sich.
1995 fasste die Chorgemeinschaft den Beschluss, die zwar noch gut erhaltene, aber dringend zu restaurierende Traditionsfahne durch Herstellung einer Kopie vor weiterem Verfall zu schützen. Die neue Vereinsfahne (9.000 DM) wurde 1997 während eines Konzertes im Traditionslokal „Oberer Gasthof“ feierlich geweiht. Das Original-Fahnentuch von 1909 ist im Weinböhlaer Rathaus ausgestellt.
1996 übernahm Annelore Erler den Chor. Neue Schwerpunkte, neue Anforderungen und neue Erfahrungen prägen seitdem das Chorleben. Im Dezember 1996 gründete sie einen etwa 20-stimmigen Kammerchor aus Chormitgliedern, der bis heute das Programm der Chorkonzerte bereichert sowie eine Vielzahl eigener Auftritte und Konzerte gestaltet. 1997 fand das erste eigenständige Weihnachtskonzert der Chorgemeinschaft statt, das Frau Erler mit Beharrlichkeit zum zweiten Höhepunkt des Jahres gestaltete und welches sich zu einer festen Tradition entwickelt hat.
Im Jahr 2000 organisierte unser langjähriger Vorsitzender Jürgen Vater in Zusammenarbeit mit dem Ostsächsischen Chorverband ein Sängertreffen mit 15 Chören in Weinböhla und knüpfte damit ein Band zum 1. Sängertreffen in Weinböhla im Jahre 1909.
In den 15 Jahren intensiver Arbeit unter der Leitung von Frau Erler wuchs das Repertoire des Chores auf das Siebenfache des ursprünglichen Liedumfanges. Mit der Einstudierung von 4- bis 8-stimmigen Chorsätzen, klassischer und geistlicher Chormusik betrat der Chor oft Neuland und erreichte eine neue Qualität. Chor und Kammerchor absolvierten rund 100 Konzerte und ca. 120 Auftritte in dieser Zeit, ein enormes Arbeitspensum wurde von Frau Erler und den Sängerinnen und Sängern bewältigt.
Mit Elfriede Lässig, die 2012 die Leitung der Chorgemeinschaft übernahm, setzt sich dieser Trend fort. Sie bringt wieder andere neue Ideen mit, setzt auf moderne Chormusik und Rhythmus, gründete aus dem Chor heraus eine Flöten- und Gitarrengruppe, sorgt selbst als Pianistin in den Konzerten für Abwechslung. Mit verrückten Ideen, wie dem „Bunten Luftballon“ als Lied und Luftballonstrauß, gibt sie unseren Konzerten neue Farbe.
Trotz altersbedingtem Ausscheiden langjähriger Chormitglieder finden immer wieder neue und jüngere Sängerinnen und Sänger zum Chor, so dass die Mitgliederzahl des Chores mit über 60 Personen von den 80-ziger Jahren bis heute stabil geblieben ist.
Organisiert ist unser Chor im Ostsächsischen Chorverband e.V., dem Chorverband Sachsen e.V. und dem Deutschen Sängerbund, Mitglied Nr. 3401034000, sowie im Fest- und Heimatverein Weinböhla e.V.
Die „ZELTER“ Plakette
Was ist die ZELTER-Plakette ?
Die Zelter-Plakette wurde im Jahr 1956 „als Auszeichnung für Chorvereinigungen, die sich in langjährigem Wirken besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes und damit um die Förderung des kulturellen Lebens erworben haben“ von Bundespräsident Theodor Heuss gestiftet (Stiftungserlass vom 7. August 1956).
Die Plakette zeigt auf der Vorderseite Carl Friedrich Zelter (1758-1832), auf der Rückseite den Bundesadler mit der Umschrift „Für Verdienste um Chorgesang und Volkslied“. Sie wird zusammen mit einer Urkunde überreicht.
Namensgeber für die Plakette ist Karl-Friedrich Zelter, als Leiter der ersten Berliner Liedertafel.
Die seit 1956 geltenden Richtlinien wurden im November 2014 modernisiert und an die heutigen Strukturen in Politik und Verbänden angepasst. Die Bundesvereinigung Deutscher Chorverbände ist Geschäftsstelle des Empfehlungsausschusses und koordiniert damit das Antragsverfahren.
Was sind die Voraussetzungen zur Beantragung dieser Auszeichnung ?
Um diese Auszeichnung zu erhalten muss ein Chor älter als 100 Jahre und in der Lage sein, und diese Geschichte lückenlos zu dokumentieren.
Wer verleiht die ZELTER-Plakette ?
Die Verleihung dieser Auszeichnung erfolgt jährlich im Rahmen der „Tage der Chor- und Orchestermusik“ durch den Bundespräsidenten.
Im Jahr 2015 wurde diese Auszeichnung in Deutschland an 26 Chöre bzw. Orchester verliehen. Die Chorgemeinschaft Coswig/Weinböhla e.V. bekam diese Auszeichnung am 15. März als einziger Verein in den östlichen Bundesländern.
Wie wurde die Plakette überreicht ?
Die Chorgemeinschaft Coswig/Weinböhla e.V. hatte sich zur Übergabe der Plakette durch einen Vertreter des Sächsischen Staatsministerium für Kultus weitere Chöre der Region eingeladen.
Die feierliche Übergabe war damit in ein Festliches Frühlingskonzert, mit „Gastchören“, Ehrengästen und Publikum eingebettet und bildete sow den wichtigsten Höhepunkt des Jahres 2015.